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Zukunftsfragen im Museumscafe

Vom Gemeinsinn in unserer Gesellschaft

IMG 0670 AUTOR Felicitas WehnertGesprächsrunde mit Prof. Christel Köhle-Hezinger im HopfensaalWas verbindet Gemeinschaften, und wie kann man in Zeiten zunehmender Individualisierung neue Verbindlichkeiten herstellen? Das waren die Leitfragen bei der dritten Gesprächsrunde im Museumscafé im Rahmen des gemeinsamen Jubiläums des Landkreises Esslingen und der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen.

Um den Wandel zu veranschaulichen, lenkte die Kulturwissenschaftlerin Christel Köhle-Hezinger den Blick erst einmal zurück zum früheren Zusammenleben auf dem Dorf, in dem „die Gemeinde als Genossenschaft funktionierte“. Es wurde zusammen gewirtschaftet. „Jeder wusste, dass er etwas für die Gemeinschaft beizusteuern hatte“, führte sie weiter aus. Jeder einzelne war ein Rädchen im großen Gefüge, wusste um seinen Platz und seine Aufgaben. „Der Vorteil von Dorfordnung und Brauch war, dass man sich darauf verlassen konnte“, resümierte die Kulturwissenschaftlerin.

Mit dem Ende der Feudalherrschaft und der Aufklärung verschwanden alte Zwänge aber auch Bindungen. Mit der Neuverteilung der einst gemeinschaftlich genutzten und bewirtschafteten Flächen, so Professorin Dr. Köhle-Hezinger, löste sich auch „die archaische Bindung zu Grund und Boden“. Die zunehmende Individualisierung ermöglichte dem einzelnen, auch erstmals den Frauen, mehr Freiheiten. Lebenswege waren nicht mehr strikt vorgegeben und begrenzt. Mit der Betonung des „ich“ vor dem „wir“ schwand aber auch der Gemeinsinn.

Vor allem in jüngster Zeit, betrachtete Christel Köhle-Hezinger, die Spanne seit der Gründung des Landkreises Esslingen in den 1970er Jahren, trat die „Selbstopitimierung“ als Ideal in den Vordergrund – mit gravierenden Folgen. Vereine, Kirchen, Parteien klagen über Mitgliederschwund.

In der anschließenden Diskussion stellte die Runde trotz allem Freiheitsdrang, ein Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Heimat und Geborgenheit fest. Neue Formen der Bindung wie etwa in Mehrgenerationenhäusern, bei der Quartiersentwicklung und mit Wahlverwandtschaften zeichnen sich ab, auch wenn in der Gesprächsrunde angemerkt wurde, wie schwer es oft sei, Mitstreiter für ehrenamtliche Aufgaben zu finden. Aber Diskussionen über den Gemeinsinn und darüber, was der Einzelne für die Gemeinschaft einbringen kann, seien da vielleicht ein Anfang.

Text und Fotos Felicitas Wehnert    


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