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Die Streuobstwiesen als Schatz

Im Oktober ist Erntezeit im Museum

IMG 3322 AUTOR Manfred SchaefflerApfelbaum vor dem EGZDas Freilichtmuseum Beuren hat seinen Platz am Albtrauf inmitten alter Streuobstwiesen gefunden. Zwischen Alb und Neckar erstreckt sich mit 26 000 Hektar eine der größten zusammenhängenden Streuobstlandschaften Europas. Obstbäume unterschiedlichster Art stehen über die Wiesen verstreut, daher auch der Name: Streuobst. Im Oktober ist Erntezeit mit vielen Veranstaltungen – und es gibt nicht nur Streuobst im Freilichtmuseum.

 Über 6 000 verschiedene Obstsorten wurden mal gezählt: Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen, Pflaumen, alle Sorten ganz unterschiedlich und jede mit ihrem eigenen Geschmack. Manches wächst nur in einer Region oder bleibt gar nur auf wenige Dörfer beschränkt. Aber die Streuobstkultur hat eine ungemeine Vielfalt hervorgebracht. Ihre Blütezeit hatte sie in den 1920er- und 1930er-Jahren.

Die Obsttradition im Land reicht aber noch sehr viel weiter zurück. Um die Nahrungslage der Bevölkerung zu verbessern, die nach Kriegen und Naturkatastrophen immer wieder von Hungersnöten heimgesucht wurde, förderten die jeweiligen Herrscher den Obstbau. Das mündete schließlich in landeseigenen Baumschulen. Johann Caspar Schiller, der Vater des Dichters, leitete im späten 18. Jahrhundert die Baumschule auf der Solitude, rund 100 Jahre später baute Gartenbauinspektor Eduard Lucas eine in Hohenheim auf. Vor allem nach dem eisigen Winter 1879 auf 1880, in dem in Baden und Württemberg viele Obstbäume und Reben erfroren, waren Baumschulen und Baumwarte gefragt. Noch im selben Jahr gründete sich der württembergische Obstbauverband, viele Obst- und Gartenbauvereine folgten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg schwand das Interesse an den Streuobstwiesen. Es wurde immer weniger Most getrunken. Schöne, gleichmäßige, lager- und transportfähige Äpfel und Birnen waren gefragt. Sie sollten leicht zu ernten sein, gut erreichbar vom Boden aus, am besten mit Maschinen. Deshalb wurden gerne Äpfel auf niedrigen Stämmen in Plantagen angebaut und die Vielfalt reduzierte sich auf wenige Neuzüchtungen. Aber entlang des Albtraufs betrieben viele Bauern die Landwirtschaft eher im Nebenerwerb und ließen die hochstämmigen Obstbäume einfach stehen.

IMG 3328 AUTOR Manfred SchaefflerApfelbäume auf der Streuobstwiese im MuseumIn den Herbstwiesen, so der alte Gewann-Name und die heutige Adresse des Freilichtmuseums, stehen Gewürzluiken und Jakob Fischer, Brettacher und Linsenhofer Apfel, Kirchensaller Mostbirne und Hedelfinger Knorpelkirsche – rund 600 traditionelle Apfel-, Birnen, Zwetschgen- und Kirschbäume, ein Schatz, der Teil des Museumsprogramms wurde. „Wir sehen es als unsere Aufgabe, die alten Obstsorten zu erhalten“, betont Museumsleiterin Steffi Cornelius. Das Freilichtmuseum veranstaltet seit den Anfängen Mostfeste und Apfeltage und war damit Vorreiter. Mehr noch, zusammen mit den Obst- und Gartenbauvereinen wird jedes Jahr eine große Obstsortenschau durchgeführt und eine alte Sorte nachgepflanzt.

 

Text: Felicitas Wehnert, Fotos Manfred Schäffler

 

Apfelerntetag am Dienstag, den 3.Oktober, von 11.00 bis 15.00 Uhr, freier Eintritt für alle, die beim Ernten mithelfen

Moschtfescht am Sonntag, den 8. Oktober, von 11.00 bis 18.00 Uhr

Bestimmung alter Apfel- und Birnensorten am Samstag, den 14. Oktober, von 13.00 bis 16.00 Uhr

Pflanzung der Streuobstsorte des Jahres, dem Börtlinger Weinapfel am Samstag, den 14. Oktober, um 15.00 Uhr:


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In den Herbstwiesen - 72660 Beuren
 
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