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Der Ur-Jakob-Fischer-Apfel-Baum

Bild2Der Bauer Jakob Fischer wäre wohl längst in Vergessenheit geraten, hätte ihm nicht 1903 im Wald ein kleines Apfelbäumchen - ein Zufallssämling - ins Auge gestochen. Er grub es aus und pflanzte es auf seinem Hof in der Nähe von Rottum im Kreis Biberach wieder ein. Paradiesstraße lautete die neue Adresse des Bäumchens. Jahrelang brachte es keine Früchte hervor. Aber dann, nach nahezu zehn Jahren hingen auf einmal Äpfel am Baum – goldgelb und zur Sonnenseite hin leuchtend rot. Und sie waren richtig groß, fast ein Pfund schwer. Die schönsten Exemplare legte Jakob Fischer dem „Württembergischen Gärtnereiverband“ vor. Der benannte 1914 den Apfel nach seinem Entdecker.

Der Baum war robust und frosthart und kam deshalb auch mit höheren Lagen und einem raueren Klima zurecht. Die Baumschulen bauten ihn an und vermehrten ihn. Er entwickelte sich zu einer Standardsorte im Königreich Württemberg, die auch „Schöner vom Oberland“ genannt wurde. Vor allem in Oberschwaben wurde er früher häufig vor allem auf den Streuobstwiesen angebaut.   

Die Früchte reifen schon Anfang September und sind zum Reinbeißen saftig und aromatisch. Und sie sind vielseitig verwendbar: Zum Einkochen, Backen, Entsaften oder auch für Kompott. Einziger Nachteil – sie halten sich nur knapp vier Wochen. Die mangelnde Lagerfähigkeit ließ den Apfel auch für die Lebensmittelindustrie uninteressant werden. Die Streuobstwiesen mussten zunehmend Neubausiedlungen, Gewerbegebieten oder Biogaspflanzen weichen. Heute zählt man in Oberschwaben nur noch rund 500 Jakob-Fischer-Bäume.

Doch langsam erinnert man sich in seiner Heimatregion wieder an den Namensgeber, was vielleicht auch seinem Baum zugutekommt. In Rottum gibt es jedes Jahr ein Jakob Fischer Fest und im benachbarten Steinhausen wurde 2012 ein Jakob-Fischer-Platz eingeweiht.

Doch wer war dieser Jakob Fischer?  Die Gemeinde hat seiner Geschichte nachgespürt. 1892 hat er von seinem Vater die kleine Landwirtschaft bei Rottum übernommen. Sein Herz muss aber mehr an der Gärtnerei als der Landwirtschaft gehangen haben. Nebenher betrieb er einen Samenhandel und eine Schuhmacherwerkstatt. Und Musik muss ihm etwas bedeutet haben. Ein frühes Foto zeigt ihn mit einem Blasinstrument. Er war Mitbegründer des örtlichen Musikvereins.

In der Ortschronik ist vermerkt, dass ein Orkan 1920 den Ur-Baum entwurzelte. Jakob Fischer war aber wohl sehr stolz auf den Baum, der seinen Namen trug. Vielleicht war auch ein bisschen Sentimentalität mit im Spiel. Er pflanzte den Baum wieder ein und pflegte ihn, bis er 1928 seinen Hof verkaufte und nach Mettenberg bei Biberach zog, wo er 1943 starb. Sein Grab findet sich noch heute auf dem evangelischen Friedhof in Biberach.

Der Urbaum wurde 1998 in die Liste der Naturdenkmale des Landkreises Biberach aufgenommen.  Aber man sah ihm zunehmend sein Alter an. 2020 war er nicht mehr zu retten. Aber der Rettenbacher Baumkünstler Bernhard Schmid verhalf dem Ur-Apfel-Fischer-Baum mit seinen Baumskulpturen zu einem zweiten Leben und machte ihn damit unsterblich.

Text: Felicitas Wehnert, Fotos: Manfred Schäffler

 

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Baumskulpturen von Bernhard Schmid

Ausstellung vom 28. April bis zum 27. Oktober

 
5430 AUTOR Manfred Schaeffler Jakob Fischer in voller BlüteEine außergewöhnliche Ausstellung präsentiert das Freilichtmuseum in dieser Saison. In zwei Tranchen sind Werke des Holzgestalters Bernhard Schmid zu sehen. Im ersten Teil der Ausstellung steht der Ur-Jakob-Fischer-Apfelbaum im Mittelpunkt, dessen Torso der Holzkünstler zu diversen Exponaten verarbeitet hat. Ab dem 4. August bis zum 27. Oktober sind weitere Holzkunstwerke zu sehen.
 

Dem Holz gehört ist seit jeher die Leidenschaft von Bernhard Schmid. Schon als kleiner Bub seien die Bäume der heimischen Streuobstwiese seine stillen Zuhörer gewesen.  Später folgte eine Schreinerlehre. 1998 machte er sich als Möbelbauer und Raumgestalter selbständig, um schließlich seit 2003 als freischaffender Künstler zu wirken. Der Holzkünstler aus Rettenbach bei Günzburg spürt dem früheren Leben und dem Wesen der Bäume nach, wenn er sich ans Werk macht.     

Langsam tastet er sich dabei an die Form heran, nimmt eine Beziehung zu dem jeweiligen Holz auf und erkundet dessen Kern. Aus Kirsche, Birnen- und Apfelbäumen von den Streuobstwiesen, aber auch aus Buchen, Ulme, Platane oder einem Mammutbaum aus der Wilhelma entstehen dabei eigenwillige Skulpturen, filigrane Kugeln und schemenhafte Gestalten. Manchmal komponiert er die Holzfarbe mit roten, blauen, weißen oder goldenen Einsprengseln.

Den Jakob-Fischer-Ur-Apfelbaum, der von 1903 bis 2020 in Rottum im Landkreis Biberach stand, hat er mit seinen Skulpturen ein zweites Leben geschenkt. Diese Skulpturen sind im ersten Teil der Ausstellung in der Gärtringer Scheune vom 28. April bis zum 3. August zu sehen.

Zur Finissage der ersten Ausstellung und Eröffnung des zweiten Teils gibt es an dem Wochenende vom 3./4. August ein Picknick wie in Kindheitstagen.

Vom 4. August bis zum 27. Oktober sind in der Scheuer und im anschließenden Museumsgelände weitere Holzkunstwerke von Bernhard Schmid zu besichtigen. Viele entspringen heimischen Obstbäumen, aber auch Skulpturen aus Ulme, Platane und Kopfbuche sind darunter.

Ausstellungseröffnung am Sonntag, den 28. April um 11.00 Uhr in der Gärtringer Scheuer mit dem Holzkünstler Bernhard Schmid. Landrat Heinz Eininger geht in seiner Einführung auf die Streuobstbäume ein. Dazu gibt es von dem Nürtinger Philosophen Dr. Thomas literarisch-philosophische Impulse.

Am Sonntag, den 12. Mai von 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr gibt es eine weitere Möglichkeit, den Künstler persönlich kennen zu lernen. Da kommt Bernhard Schmid ins Scheunencafé zur Gesprächsrunde zur Sonderausstellung Baumskulpturen.

Text: Felicitas Wehnert; Foto: Manfred Schäffler


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Jahresausflug nach Wackershofen

 

1334 AUTOR Manfred Schaeffler Fränkischer Bauernhof in Wackershofen KleinSchon mal zum Vormerken – der diesjährige Ausflug des Fördervereins ist am Samstag, den 7. September. Diesmal geht es ins Hohenloher Freilandmuseum Schwäbisch Hall – Wackershofen, dem größten Freilandmuseum Baden-Württembergs. Des Weiteren ist ein Besuch des hochkarätigen Würth-Museum 2 in Künzelsau vorgesehen. Organisator Jürgen Henzler ist bereits heftig am Planen. In der nächsten Post von Helene folgen weitere Informationen und das genaue Programm.

Foto: Manfred Schäffler

 

 


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Faszination historische Fotografie

Schwerpunktthema über Pfingsten

2469 AUTOR Manfred Schaeffler Fotoatelier RetuschierkastenRund um das Pfingstwochenende hält das Freilichtmuseum für Freunde der historischen Fotografie eine Fülle von Angeboten bereit. Die Palette reicht vom Bauen eine Lochkamera über spezielle historische Techniken aus der Frühzeit der Fotografie bis hin zu einem Sonntagnachmittag mit Lichtmalereien und Kreativangeboten.

Der Pfingstsonntag, der 19. Mai ist von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr ganz der Magie der Fotografie gewidmet - mit vielen Kreativangeboten und Informationen von der analogen bis hin zur digitalen Fotografie. Es beginnt mit dem einfachsten Gerät zum Festhalten des Augenblicks. Der Ravensburger Künstler Rainer Leyk, der unter anderem bei Markus Lüpertz studiert hat, zeigt wie selbst Kinder mit wenigen Mitteln eine Lochkamera bauen und Bilder entwickeln können.

Etwas ganz Ungewöhnliches bietet Martina Dippon aus Gärtringen von 12.00 Uhr – 16.00 Uhr: Malen mit Licht. Die Lichtmalerei findet im Dunkeln statt. Dabei wird eine Kamera auf einem Stativ befestigt. Mit einem leuchtenden Objekt, wie etwa einer Taschenlampe, Leuchtröhre oder einem Knicklicht können in der Luft Formen, Namen und alles, was einem so einfällt „gemalt“ werden. Während der Bewegung erfolgt eine relativ lange Belichtungszeit der Kamera, etwa 30 Sekunden. Die Kamera bleibt dabei stehen, nur das Licht bewegt sich durch das Bild, wodurch das Licht eine Spur hinterlässt, die von der Kamera abschließend in seiner Gesamtheit erfasst wird. Martina Dippon hat nach einer klassischen Fotografenausbildung an der Filmakademie Baden-Württemberg Kamera und Dokumentarfilm studiert. Hauptberuflich arbeitet sie für das Videoportal der Evangelischen Landeskirche Baden-Württemberg.

2470 AUTOR Manfred Schaeffler Fotoatelier DruckerpressenFührungen durch das Fotoatelier Hofmann geben Einblicke in die Geschichte der Fotografie und des Gebäudes. Der Spezialist für historische Fotografie, Peter Michels, erklärt, wie Fotografieren mit der zweiäugigen Kamera geht (13.00-16.00 Uhr, bitte anmelden) und die VHS Metzingen zeigt auf dem Gelände Finessen der digitalen Fotografie (35€, Voranmeldung). Das Fotoatelier Ebinger bietet im Atelier Hofmann von 11.00 bis 13.00 Uhr Besuchern die Möglichkeit, sich mit der digitalen Kamera ablichten und ein Porträtfoto machen zu lassen.   

Das Fotoatelier ist auch stilvoller Ort, wenn man sich in historischer Manier abbilden lassen möchte. Dort zeigt Peter Michels anhand seiner Plattenkamera und einem mobilen Dunkelkammerzelt die frühe Technik. Das nostalgische Fotogramm, das den Besucher vor historischer Kulisse abbildet, kann für 20€ mitgenommen werden (am Samstag, den 18. Mai und am Pfingstmontag, jeweils von 11.00 bis 17.00 Uhr).

Freunden historischer Foto-Methoden bietet Peter Michels drei spezielle Workshops an: Die Kollodium-Nassplatten-Fotografie mit dem historischen Nassplatten Verfahren inclusive gießen, entwickeln, fotografieren (am Mittwoch, den 15. Mai von 10.00 bis 17.00 Uhr); die Trockenplatten-Fotografie, also das Fotografieren und Entwickeln mit modernen Glasplattennegativen und Großformatkameras (am Donnerstag, den 16. Mai von 10.00 bis 17.00 Uhr); die Salt- und Albumenfotografie mit Herstellen von eigenem Fotopapier und Einführung in die entsprechende Belichtungs-Technik (am Freitag, den 17. Mai von 10.00 bis 17.00 Uhr). Nur nach Voranmeldung. Die Kursgebühren betragen jeweils 398€.

Text: Felicitas Wehnert, Fotos: Manfred Schäffler

 


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Garten.Genuss.Markt am 5. Mai

5842 AUTOR Manfred Schaeffler Fundgrube für regionale Pflanzen5822 AUTOR Manfred Schaeffler MairübchenEr ist mittlerweile ein Klassiker. Jedes Frühjahr lockt er Liebhaber regionaler Kulturpflanzen mit Tradition ins Freilichtmuseum: Beim Garten.Genuss.Markt können sich Gartenfreunde von 11.00 Uhr – 17.00 Uhr mit Pflanzenraritäten eindecken. Das Angebot an Jungpflanzen, Stauden und Saatgut ist reichhaltig. Es ist vor allem die Vielfalt, die immer wieder erstaunt. Sei es die Fülle historischer Tomaten oder die verschiedensten Salatsorten, Mairübchen - Pflanzen und andere historische Gemüsesorten, viele Kräuter oder Blumen wie Tränendes Herz oder die Pfingstrosen-Auswahl.

Zwischen den Pflanzenständen bieten andere Händler Selbstgefertigtes an; Liköre, Eingemachtes, Naturseifen oder auch antiquarische Gartenbücher. Informationen zu Vielfalt und Geschmack historischer Gemüsesorten gibt es beim „Genbänkle“. Die Sortenretter-Initiative versucht die traditionellen Sorten vor dem Aussterben zu bewahren. Mit der Aktion Sorten-Detektive spüren sie oft noch die letzten Exemplare in alten Hausgärten auf. Pflanzenpaten versuchen, sie wieder zu vermehren und dadurch zu erhalten. Etliche der historischen Sorten sind in den Museumsgärten zu besichtigen.

Andreas Rapp, Teamleiter Museumsdienste und der Gartenspezialist des Museums zeigt zudem das richtige Legen der Bohnen und gibt Tipps zur Pflege.

Text: Felicitas Wehnert; Fotos: Manfred Schäffler  

 


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Förderverein Freilichtmuseum Beuren e.V.
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In den Herbstwiesen - 72660 Beuren
 
Telefon: 07025 91190-26 (Montag 9 bis 12 Uhr) 
Telefax: 07025 91190-10
E-Mail: info@foerderverein-freilichtmuseum-beuren.de

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