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Die Schneider Gießkanne

Ein Klassiker für Gartenliebhaber

schneider giesskkanne AUTOR Manfred SchaefflerIm Freilichtmuseum Beuren sind sie fast wie zum Trocknen kopfüber über den Staketen-Zaun der Schreinerei Walz gestülpt. Andere stehen beiläufig neben den Beeten in den sieben historischen Gärten, die zum jeweiligen Zeitschnitt der Häuser angelegt sind. Aber nicht nur im Museum findet man sie, bei manch einem schlummert das unhandliche schwere Gartengerät unbeachtet im hintersten Winkel des Schuppens, immer in Gefahr beim nächsten Aufräumen auf dem Sperrmüll zu landen. Doch Achtung: die Schneiderkanne gilt immer noch als Inbegriff der Gießkanne und ist mittlerweile auf Flohmärkten ein gefragter Klassiker.

Die Form und Technik stammten aus Frankreich, hergestellt wurde sie im Schwäbischen. Mit ihrem ovalen Korpus und dem durchgehenden Längsbügel ist sie elegant und praktisch zugleich. Wegen ihrer Robustheit war sie auf Friedhöfen beliebt, wo man sie heute manchmal noch findet. Hinter der verzinkten Gießkanne verbirgt sich eine schwäbische Start-Up Geschichte mit französischem Know-how Transfer.

In Stuttgart-Feuerbach gründete Gottlob Schneider 1876 seine Blechwarenfabrik, wo er wohl als erster in Deutschland mit der Verzinkerei begann. Kennengelernt hatte er das neuartige Verfahren des Feuerverzinkens in Paris, wo der gebürtige Reutlinger nach Wanderjahren in Deutschland, der Schweiz und Frankreich seit 1860 eine Flaschnerei betrieb. Mit dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 musste er Frankreich verlassen und kehrte ins Württembergische zurück. Feuerbach als aufstrebendes Industriezentrum schien ihm ein guter Standort für seinen Betrieb. Im ehemaligen Gasthaus Paradies in der Stuttgarter Straße produzierte er Wannen, Eimer, Geschirre aus Eisenblech und vor allem diese verzinkten Gießkannen mit der schicken französischen Form.

Als er nur etwas über zehn Jahre später relativ jung mit 56 Jahren starb übernahmen seine beiden Söhne Karl und Alexander den Betrieb. Und auch sie setzen voll auf neue Techniken. Mit ihren Warmwasser- und Dampfheizungen avancierten sie zum Hoflieferanten. Aber der Hit war die Gießkanne für deren Massenfertigung sie 1908 neue Blechverarbeitungsmaschinen einsetzten. Die Firma überstand den Ersten Weltkrieg und auch die fast vollständige Zerstörung der Produktionsanlagen im Zweiten Weltkrieg. Die „Schneiderkanne“, die der jüngere Bruder Alexander neu konstruiert hatte, wurde zum Erfolgsmodell und Kultobjekt. Doch mit dem Aufkommen der Kunststoffgießkannen begann das Ende des bei Gartenfreunden so beliebten Klassikers. Sie waren leichter und billiger herzustellen als die Metall-Modelle. 1989 wurde die letzte Schneiderkanne produziert. Mittlerweile ist sie zum begehrten Sammelobjekt geworden.

 

Text: Felicitas Wehnert | Bild: Manfred Schäffler 

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