Die historische Waage im Tante-Helene-Lädle
Aufs Gramm genau das Gewicht
Sie ist das Herzstück auf der Ladentheke im Tante-Helene-Lädle im Freilichtmuseum Beuren: die historische Laden-Waage. Die klassische Form – oben breit, unten schlank – hat sich seit den 1920 Jahren nicht verändert. Damals brachte der Balinger Waagen-ersteller Bizerba die erste Neigungsschaltgewichtswaage auf den Markt. Sie ersparte den Kaufleuten das Hantieren mit den losen Gewichten und garantierte ein grammgenaues Wiegen.
Vermutlich stammt die Bizerba-Waage im Tante-Helene-Lädle auch aus jener Zeit, denn 1929 eröffnete Albert Schach in der Nürtinger Werastraße einen Kolonialwarenladen mit den Dingen des täglichen Bedarfs. Da damals die Lebensmittel unverpackt waren und erst nach dem Einkaufswunsch der jeweiligen Kunden abgefüllt wurden, war die Waage zentraler Bestandteil der Verkaufstheke.
Später übernahm Tochter Helene das Geschäft. Sie wurde zu einer legendären Figur in der Kirchheimer Vorstadt in Nürtingen. Tagsüber stand sie mit frisch gestärkter weißer Schürze hinter der Ladentheke, abends fuhr sie mit ihrem Fahrrad bestellte Waren zu den Kunden. Und wenn spät einer klingelte, weil er zum Vesper noch zwei Eier brauchte, bekam er die auch nach Ladenschluss.
Neffe Gerhard Einsele erinnert sich noch genau, wie seine Tante Helene Zucker und Mehl, Linsen und Backerbsen aufs Gramm genau abwog und in die spitzen Papiertüten füllte. Damit alles seine Ordnung hatte wurde die Waage regelmäßig einmal im Jahr geeicht. Nach dem Tod von Helene Schach übergab die Familie Einsele die historische Einrichtung des Kolonialwarenladens dem Freilichtmuseum Beuren. Jetzt kommt das Eichamt dorthin und wartet die Waage.
Als Tante-Helene-Lädle wurde der einstige Kolonialwarenladen aus Nürtingen 1997 im Museum zu neuem Leben erweckt. Seither bieten die Ehrenamtlichen des Lädles-Teams während der Saison dort Süßigkeiten und nostalgischen Hausrat aus Holz, Keramik und Emaille an. Und die Waage zeigt immer noch aufs Gramm genau das Gewicht an