Obstmühle aus Owen
Damit aus Äpfeln und Birnen Most wird
Die Funktion des kreisrunden Steinrings oberhalb des Beurener Wohn-Stall-Hauses im Freilichtmuseum erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Zuletzt wurde er auch am Originalstandort als Blumentrog genutzt. Aber eine Obstmühle in dieser Größenordnung war für Württemberg auch unüblich. Vielleicht wurde sie eingesetzt, um den Mostbedarf einer Wirtschaft zu decken. Zuletzt jedenfalls stand sie im Hof der Gaststätte Hirsch in Owen. Von dort wurde sie 2001 ins Freilichtmuseum Beuren umgesetzt, und in dem Zustand von 1847, dem Entstehungsjahr, wieder aufgebaut.
Zu der Zeit ersetzten im Albvorland verstärkt Obstbäume die Reben. Diese erforderten viel Pflege, und für den Wein mussten zudem Abgaben gezahlt werden. Dass Most zum alltäglichen Getränk werden konnte, war nicht zuletzt Herzog Carl Eugen zu verdanken. Erst wenige Jahrzehnte zuvor hatte er den Obstanbau gefördert und erlaubt, unbegrenzte Mengen für den Eigenbedarf zu mosten. Da die Wasserqualität zweifelhaft war, wurde so Most zum alltäglichen Getränk. Zur Verarbeitung der Äpfel und Birnen wurden die unterschiedlichsten Gerätschaften entwickelt.
Die Obstmühle aus Owen mit dem großen Mahltrog mit 3,8 Metern im Durchmesser wurde von Pferden oder Ochsen angetrieben, die die Mahlsteine in Bewegung setzten. Aus dem zerkleinerten Streuobst, der Maische, wurde dann der Most gewonnen.
Der Einsatz der Obstmühle lohnte sich nur bei großen Mengen. Deshalb wurden meist kleinere „Wärgeltröge“ aus Stein oder Eichenholz eingesetzt. Dabei wurde der „Wärgelstein“ mit einer Stange hin und her „gewärgelt“, um die Äpfel und Birnen zu zerkleinern. Ein Exemplar ist im Wohn-Stall-Haus aus Beuren ausgestellt.
Um 1900 kamen dann transportable Obstmühlen mit Kurbel auf. Eine davon kommt im Freilichtmuseum beim Mostfest am Sonntag, den 9. Oktober wieder zum Einsatz.
Autor: Felicitas Wehnert | Bilder: Manfred Schäffler