Wie eine Zeitkapsel: das Bauernhaus aus Aichelau
Vielschichtige Einblicke in die Vergangenheit des Gebäudes
Das Bauernhaus aus Aichelau ist derzeit eingerüstet. Die Außenfassade wird renoviert.Das Bauernhaus aus Aichelau birgt über 500 Jahre Geschichte in seinen Mauern. Vor allem erzählt es vom Leben der letzten Bewohnerin, der Kriegerwitwe Babette. Als sie 1984 starb, stand das Haus viele Jahre leer, bis sich das Freilichtmuseum seiner annahm. Der Förderverein des Museums bezuschusste die Umwandlung in ein Museumsgebäude damals mit 75 000 €. Fördervereinsmitglied Manfred Schäffler hat den Abbau 2005, die Restaurierung bei einer Spezialfirma und den Wiederaufbau im Freilichtmuseum 2010 mit der Kamera begleitet und in mehreren Filmen, die im Erdgeschoss zu sehen sind, festgehalten. An die Entstehung der eingebauten Zeitfenster kann er sich gut erinnern. Sie erlauben vielschichtige Einblicke in die Vergangenheit und an die Zugeständnisse der Gegenwart, um ein Gebäude für mehrere tausend Besucher im Jahr zu öffnen.
Der Vorraum des Gewölbekellers wurde besucherfreundlich tiefer gelegt.Es beginnt mit dem kompakten Gewölbekeller, der als Ganzes in Aichelau ausgegraben und ins Museumsdorf transloziert wurde – eine Pioniertat. Um ihn für die Besucher zugänglich zu machen, wurde die ursprüngliche Stiege durch eine breite Metalltreppe ersetzt. Der Keller selbst, in den man nur gebückt hineinkam, sitzt jetzt auf einem modernen Betonfundament. Damit die Besucher aufrecht stehen können wurde der Boden davor 40 Zentimeter tiefer gelegt.
Ein ähnliches Prinzip wurde im Stall-Bereich darüber angewandt. Die alten Eichenholzbalken sind mit Metallstützen verlängert, damit der heutige Medienraum höher wird. Vom ursprünglichen Bodenniveau zeugt die originale Backsteinecke neben dem Monitor.
Über die Außentreppe geht es zur Küche, wo ein Zeitfenster neben dem Herd daran erinnert, dass hier einst der Hinterladerofen stand, der Küche und Stube heizte. Darüber ist ein Balken aus der Bauzeit des Wohnteils von 1511 freigelegt. Über dem Herd sind noch die rußgeschwärzten Balken des Rauchfangs zu sehen.
Beschwerlich und steil: die alten Stiegen Über das Schlafzimmer von Babette im ältesten Teil von 1509 geht es in die „Gute Stube“. Links neben der Stubentüre sind die verschiedenen Wand-Epochen freigelegt – angefangen von der Schablonenmalerei auf dem Putz bis hin zur gelben Blumentapete der letzten Bewohnerin. Sie wurde vom Restaurator mühsam zusammengepuzzelt. Rechts zeigt die Wand mit Holzgeflecht, den alten Balken und dem Verschlussloch die Bauweise der Entstehungszeit. Oben sind Teile der alten Bohlenbalkendecke freigelegt, und die knarrende Tür links war zu Babettes Zeiten der Hauseingang.
Rechts neben der besuchergerechten Metalltreppe hoch zur Bühne sieht man noch die Treppenwange der einstigen steilen Holzstiege. Die obere Schlafkammer ist mit nachgebesserter Schablonenmalerei verziert. Im Raum daneben wird deutlich, wie steil und im Alter beschwerlich die alten Treppen waren – einmal durch die Stiege hoch ins Dacheck und durch den Blick ins Zeitfenster runter ins Mittelgeschoß.
Text: Felicitas Wehnert; Fotos: Manfred Schäffler