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Ein neuer Museumsbaum - die Bühler Frühzwetschge

IMG 8135 AUTOR Manfred SchaefflerHeute eher eine Rarität: die Bühler FrühzwetschgeSie ist Streuobst-Sorte des Jahres – die Bühler Frühzwetschge. In einer gemeinsamen Aktion von Freilichtmuseum und Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine Nürtingen wird am Samstag, den 12. Oktober um 15.00 Uhr ein Bäumchen auf dem Museumsgelände gepflanzt. Es bereichert den reichhaltigen Bestand traditioneller Obstbäume in den Streuobstwiesen des Museums. Die Bühler Frühzwetschge ist ein Einwanderer aus dem Badischen und hat eine eigene Geschichte. 



Sie hat das kleine badische Städtchen Bühl in ganz Deutschland bekannt gemacht. Ihr ist auch zu verdanken, dass sich die Ortenau zwischen Baden-Baden und Offenburg zum größten Zwetschgen-Anbaugebiet Deutschlands entwickelte. Durch Zufall wird die dunkelviolette Zwetschge mit dem grüngelben Fleisch 1840 in Kappelwindeck, einem heute eingemeindeten Dorf bei Bühl, entdeckt. Sie wird bereits im August reif, schmeckt süß mit leichter Säure und ist nicht druckempfindlich. Dadurch lässt sie sich auch über weite Strecken transportieren.

IMG_8139_AUTOR_Manfred_Schaeffler.jpgSie machte eins Bühl bekanntDer Obstgroßmarkt Baden, der seine Existenz der kleinen blauen Frucht verdankt, ist heute noch stolz auf ihre Geschichte. 1884 fährt der erste Eisenbahnwagen mit rund 100 Zentnern „Bühler Frühzwetschgen“ nach Köln. Schon früh machen sich die Obstbauern Gedanken über geeignete Verpackungen. Zuerst werden die Zwetschgen in handgefertigten großen Weidenkörben transportiert. Ab 1920 gibt es dafür eigens entwickelte Spankörbe. Über 100 Jahre wird die blaue Frucht darin ins Rheinland und ins Ruhrgebiet und sogar bis nach Hamburg und Berlin ausgeliefert - in unglaublichen Mengen. 1938 beispielsweise werden in Bühl 138 Eisenbahnwagen mit 12 700 Zentnern Zwetschgen verladen. Die ganze Region lebt von der „Blauen Königin“, wie sie bald genannt wird. Seit 1927 feiern die Bühler alljährlich am zweiten Septemberwochenende nach der Ernte das Zwetschgenfest, mit einem jungen Mädchen als „Zwetschgenkönigin“.

Doch trotz der guten Eigenschaften wird die „Bühler Frühzwetschge“ nur noch begrenzt nachgezogen. Sie wächst langsam und macht Arbeit. Das passt nicht mehr zum Tempo der heutigen Zeit. Zwar bringt der Baum gute Erträge, aber bis es soweit ist, dauert es. Mit mindestens acht Jahren braucht der Baum doppelt so lange bis zur ersten Zwetschgenernte wie neuere Züchtungen. Und die Früchte können von den hohen Bäumen nur mithilfe einer Leiter gepflückt werden, die ihre Zeit zum Umstellen braucht. Doch ganz will man in Bühl von der Traditionsfrucht, der die Stadt so viel verdankt, nicht lassen. Deshalb wird die Erinnerung an sie wachgehalten und vielleicht hat sie ja als regionale Spezialität wieder eine Zukunft. 

Text: Felicitas Wehnert, Fotos: Manfred Schäffler         


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